Das Gauss-Projekt
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Gauss wurde 2010 von Marcel Attila Kiss auf Basis seiner Diplomarbeit mit dem Thema „Gauss-Concept“ mit der Hilfe des projektbetreuenden Professors Dr. Hans Peter Bauer und der Unterstützung von Prof. Dr. Thomas Betz ins Leben gerufen. In der Diplomarbeit „Gauss-Concept“ wurden zahlreiche neue Lösungsansätze für elektrisch angetriebene Einspurfahrzeuge generiert und in einem Gesamtkonzept, dem Gauss Concept Elektromotorrad zusammengefasst. Unter anderem fanden die elektrische Bremse, die Energierückgewinnung über das Vorderrad und das Heckabluftsystem den Weg in das Forschungsprojekt „Gauss-Project“. Ebenfalls von erster Stunde an beteiligt waren die beiden Mechatronik Studenten Alexander Klein und Markus Herzog, welche zu Anfang einen Motorenprüfstand für das Projekt entwickelt hatten.
Inzwischen arbeiten über 200 Studierende aus den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaft und Design der Hochschule Darmstadt an dem Projekt mit und entwickeln gemeinsam ein Elektro-Sportmotorrad. Namensgeber für das Motorrad war Johann Carl Friedrich Gauß, ein deutscher Mathematiker und Physiker, da er auf dem Gebiet des Magnetismus forschte.
Das Forschungsprojekt „Gauss“ verfolgt zielstrebig die Entwicklung und Erprobung einer Energie-Rückgewinnungsanlage für den Rennsport. Herkömmliche Fahrzeuge besitzen mechanische Bremsen, die die Bewegungsenergie des Fahrzeugs in Wärme umwandeln. Hierdurch geht wertvolle Energie verloren. Die Rückgewinnung erfolgt über einen innovativen Antriebsstrang mit elektrischer Vorderradbremse. Bei einem Bremsvorgang wird über das Vorderrad Bewegungsenergie aufgenommen und zum Elektromotor geleitet. Dieser sitzt gewichtsoptimiert in der Mitte des Fahrzeugs und arbeitet im Generatorbetrieb analog zu einem Fahrraddynamo, welcher die Bewegungsenergie in elektrische Energie umwandelt. Die zurückgewonnene Energie wird in den Akkus gespeichert und steigert den Wirkungsgrad des Sportmotorrads. Der Effekt: Eine höhere Reichweite und Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Reduktion der notwendigen Batterien und damit zusätzlicher Gewichtsersparnis.
Der permanent erregte Synchronmotor ist hauptsächlich luftgekühlt und kommt aus dem Luftfahrtbereich. Er wiegt lediglich 12 kg, leistet 60 kW bei einem Drehmoment von 220Nm. Ein Lufttrichter am Bug sorgt für Kühlung, während sich am Heck ein Ablufttrichter befindet, der die warme Luft des Motors analog zu einem Auspuff abführt.
Unter anderem wird an weiteren innovativen Technologien, wie zum Beispiel an einem Sport-ABS-System für Elektrofahrzeuge und einer Traktionskontrolle, geforscht. Das Fahrzeug wird außerdem auf der Rennstrecke und im Rahmen von Rennveranstaltungen erprobt.